Ihr Arzt erklärt Ihnen Ihren Befund und Sie verstehen mal wieder nur die Hälfte? Keine Angst, Sie haben keine „Bradyphrenie“, leiden also nicht an der Verlangsamung geistiger Funktionen, es gibt schlichtweg unzählige medizinische Fachbegriffe. Für viele mag es deshalb wie eine Fremdsprache klingen, wenn die Götter in Weiß einmal loslegen. Ganz unrecht haben sie damit im Übrigen nicht, denn der medizinische Sprachschatz verfügt über geschätzte 170 000 Begriffe. Dabei schätzen Fachleute den aktiven Wortschatz von Medizinstudenten auf 6.000-8.000 Fachausdrücke. Kein Wunder also, wenn Sie in der Unterhaltung mit Ihrem Arzt manchmal nur Bahnhof verstehen.
Falls Sie sich fragen, für welche Bereiche man geschätzte 170 000 Fachbegriffe benötigt, hier ein kleiner Einblick. Allein um die 60.000 Namen dienen Krankheitsbezeichnungen, ca. 80.000 sind Medikamenten vorbehalten und nur etwa 10.000 dienen der Bezeichnung von Körper- und Organteilen.
Wir bringen für Sie ein wenig Licht ins Dunkel, denn in diesem Artikel geben wir Ihnen Tipps, wie Sie ihren Arzt in Zukunft ein bisschen besser verstehen.
Zum Beispiel: Der Großteil medizinischen Fachbegriffe basiert auf Latein und Altgriechisch. In diesen Sprachen geben die Vor- und Endsilben nicht selten einen Hinweis darauf, um welche Art von Krankheit es sich handelt. Mehr Tipps und eine Liste mit wichtigen Fachbegriffen, finden Sie im Folgenden.
Arzt-Patienten-Kommunikation
Zwar braucht man seit 1970 in Deutschland keine Latein- oder Griechischkenntnisse mehr vorweisen, um Humanmedizin zu studieren, was jedoch keineswegs bedeutet, dass diese beiden Sprachen in der Medizin an Bedeutung verlieren, denn gepaukt werden muss nach wie vor und zwar im Pflichtkurs „Medizinische Terminologie“.
Der ein oder andere wird sich ärgern und sagen „Brauchen wir das überhaupt? Warum geht das Ganze nicht auch auf Deutsch?“, aber ganz so einfach ist das aus vielen Gründen nicht.
Dadurch, dass nicht nur in Deutschland, sondern weltweit medizinische Fachbegriffe stark vom Lateinischen und Griechischen geprägt sind, kann das zum Beispiel die Kommunikation unter Kollegen erleichtern. Trifft beispielsweise bei einem Ärzte-Kongress ein deutscher auf einen spanischen Medizinier, können sich beide sicher sein, dass sie sich verstehen und auch über dieselbe Krankheit sprechen.
Der Mensch ist kompliziert gestrickt, auf der einen Seite wünschen wir uns einen Arzt, der uns endlich einmal alles so erklärt, dass wir es auch verstehen, auf der anderen Seite sind es gerade solche Dinge wie die Verwendung von Fachtermini und das Tragen eines Kittels, das wir mit Kompetenz verbinden. Würden wir also von einem Arzt behandelt werden, der lieber in Alltagskleidung in der Praxis erscheint und im ganzen Gespräch nicht einen einzigen Fachbegriff verwendet, käme uns das irgendwie komisch vor. Vielleicht würden wir gar an seiner Kompetenz zweifeln.
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Das die Kommunikation zwischen Arzt und Patient nicht immer ganz einfach ist, entgeht aber auch den Lehreinrichtungen nicht. Daher gibt es inzwischen an vielen Universitäten für Studierende die Möglichkeit, sich besser auf die Gespräche mit zukünftigen Patienten vorzubereiten. Beispielsweise gibt es Schauspieler, welche die Patienten mimen und kein Blatt vor den Mund nehmen, wenn sie Ausführungen der werdenden Ärzte nicht verstehen.
„Was hab ich?“, das fragt man sich auch seit 2014 an der Universität Dresden im gleichnamigen Wahlpflichtfach. Hier lernen Studierende medizinische Befunde so zu erklären, dass der Patient sie auch versteht. Es gibt ebenfalls eine Webseite mit dem gleichen Namen washabich.de. Die Seite titelt „Medizinstudenten übersetzen Befunde in eine für Patienten leicht verständliche Sprache. Kostenlos“. Hier haben Besucher die Möglichkeit dieses Angebot zu nutzen und können Befunde von maximal zwei DIN-A4-Seiten einsenden.
Wodurch zeichnet sich das Ärztelatein aus?
Das Ärztelatein besteht im wahrsten Sinne es Wortes aus viel Latein, aber eben nicht nur. Griechisch hatte ebenfalls einen großen Einfluss auf die medizinische Terminologie. Dabei kann man sich grob merken, dass Latein oft für eindeutige anatomische Bezeichnungen genutzt wird, während man das Griechische bevorzugt, wenn es um die Bezeichnung für Krankheiten im klinischen Alltag geht.
Über viele Jahrhunderte war Latein die Verkehrssprache, später gewannen Französisch und heute Englisch immer mehr an Bedeutung. Heute ist Englisch Weltsprache und so wundert es kaum, dass in der Moderne neue medizinische Fachbegriffe stark durch das Englische und Französische geprägt werden.
Beispiele
Französisch: Bandage, Dragee, Pinzette, Pipette
Englisch: Bypass, Coping, Stress, Tranquilizer
Wenn Ihr Arzt mal wieder mit medizinischen Fachausdrücken um sich schmeißt und Sie zu Ihrem nächsten Arzttermin nicht mit einem Wörterbuch antanzen möchten, erklären wir Ihnen im Folgenden, wie Sie aus dem Ärztelatein schlauwerden.
Was Präfixe (Vorsilben) über die Bedeutung eines medizinischen Fachbegriffs verraten
Wer eine Reihe von Präfixen (Vorsilben) verinnerlicht hat, dem fällt es leichter, ärztliche Diagnosen zu übersetzen bzw. sich den Sinn bestimmter Fachbegriffe herzuleiten. So bedeutet „hyper-„beispielsweise „über“ und „hypo“ „unter“. Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel die Bedeutung von Begriffen wie Hypertonie (Bluthochdruck), Hypotonie (niedriger Blutdruck) erschließen.
Lateinisch | Griechisch | Bedeutung | Beispiel |
extra- | ekto-, exo | außen, außerhalb | Extrakorporal (außerhalb des Körpers befindlich) |
e(x)- | ek- | aus, heraus | Ekzem (entzündliche Hautkrankheit) |
in- | en- | in, hinein | Injektion (hier wird mit einer Spritze eine Substanz in den Organismus eingebracht) |
intra- | endo- | innen, innerhalb | Intravenös (in eine Vene hinein) |
post- | – | nach, hinter | Postmortal (nach dem Tod) |
– | meta- | mitten, zwischen | Metabolismus (Stoffwechsel) |
ante-, pro- | prae-, pro- | vor, vorn, vor, vorwärts | Prophylaxe (vorbeugende Maßnahmen) |
super- | hyper- | über, übermäßig | Hypertonie (Bluthochdruck) |
sub-, infra- | hypo- | unter, zu wenig, unterhalb | Hypotonie (niedriger Blutdruck) |
trans- | dia- | durch, hinüber, zwischen, aneinander | Diarrhoe (Durchfall) |
di(s) | – | auseinander | Dislokation (Lageänderung einer Körperstruktur) |
inter- | meso- | zwischen, mittig | Intervall (Zwischenraum, Abstand) |
re-, contra-, ob- | anti- | zurück, gegen, wider | Antikörper |
con- | syn- | Zusammen, Steigerung | Synthese (Vereinigung von mehreren Elementen zu einer neuen Einheit) |
Was Suffixe (Endsilben) über eine Krankheit verraten
Endet in der Medizin ein Fachbegriff auf -itis versteckt sich dahinter eine Entzündung. So handelt es sich bei einer Arthritis um eine Entzündung der Gelenke.
Gelegentlich können Wortendungen aber auch in die Irre führen. So wurde das Atopische Ekzem im 19. Jahrhundert unter dem Namen Neurodermitis bekannt und ist es bis heute noch. Die Krankheit bekam das Suffix -itis, da man damals dachte, dass eine Nervenentzündung die Ursache der Hautkrankheit war, was jedoch widerlegt wurde.
Beispiele für Substantivsuffixe
Suffix | Bedeutung | Beispiel |
-ia, ie | (krankhafter) Zustand | Hypertonie (Bluthochdruck),
Hypotonie (niedriger Blutdruck) |
-itis | Entzündung | Arthritis |
-osis, ose | (chronisch) degenerativer Vorgang | Arthrose, Arteriosklerose |
-oma, -om | Geschwulstbildung | Sarkom, Lipom, Karzinom |
-ose | Zucker | Laktose (Milchzucker) |
-ase | Enzym | Laktase (milchzuckerspaltendes Enzym) |
-in | Wirkstoff (oft Hormon) | Erythropoetin (blutbildendes Hormon) |
In vielen Sprachen gibt es Verkleinerungsformen. Enden Beispielsweise im Deutschen Wörter auf -chen oder lein, wissen wir, dass es sich um eine Verkleinerung handelt. Auch bestimmte Endungen medizinischer Fachbegriffe deuten darauf hin, dass es sich um eine Verkleinerung handelt
-ulus, -ula, -ulum
-ellus, -ella, -ellum
-olus, -ola, -olum
-illus, -illa, -illum
-culus, -cula, -culum
Beispiel:
Cerebrum das Hirn
Cerebellum das Kleinhirn
Venter, ventris Bauch, Leib
Ventriculus kleiner Bauch, Magen
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Liste häufig verwendeter medizinischer Fachbegriffe
Apoplex Schlaganfall
Arteria carotis: Halsschlagader
Arterie Gefäß, welches Blut vom Herzen wegführt
Arthrose: Gelenkverschleiß
Antihypertensivum: Sammelbegriff für blutdrucksenkende Arzneimittel
Biopsie: Entnahme einer Gewebeprobe zur mikroskopischen Untersuchung
Dialyse: Blutreinigungsverfahren
Dysplasie: Fehlbildung
Fraktur: Knochenbruch
Embolie: Verschluss einer Schlagader durch ein Blutgerinnsel
Hämatom: Bluterguss
Hypertonie: Bluthochdruck
Hypotonie: Niedriger Blutdruck
Invasiv: in den Körper eindringen
Laparoskopie: Bauchspiegelung
Ödem: Wasseransammlung im Gewebe
Osteo: die Knochen betreffend
Orthopädie: Lehre des Bewegungsapparates
Opioide: Schmerzmittel
Pankreas: Bauchspeicheldrüse
Pneumonie: Lungenentzündung
Pulmonal: die Lungen betreffend
Sepsis: Blutvergiftung
Sonographie: Untersuchung des Körperinneren mit Ultraschall
Thorax: Brustkorb
Tracheotomie: Luftröhrenschnitt
Thrombus: Blutgerinnsel
Urämie: Harnvergiftung
Vene: Gefäß, das Blut zum Herzen führt
Viszeral: die Eingeweide betreffend
ZNS: Zentrales Nervensystem
Zölliakie: Glutenunverträglichkeit
Zerebral: das Gehirn betreffend
Zyste: Gewebehohlraum mit flüssigem Inhalt
Aufgrund der Tatsache, dass in der Medizin weltweit viele lateinische und griechische Wörter verwendet werden, wird es Medizinern erleichtert, auch über unterschiedliche Sprachen hinweg zu kommunizieren.
Gleichzeitig bewegen wir uns mit medizinischen Fachbegriffen jedoch in einem besonders sensiblen Kontext, in dem es von äußerster Wichtigkeit ist, dass bei der Kommunikation oder Übersetzung in eine andere Sprache nichts verloren geht oder missverstanden wird.
EHLION ist eine der führenden Full-Service-Agenturen für professionelle Sprachdienstleistungen, ob Patienten, Ärzte oder Unternehmen, wir unterstützen bei jeder Form von internationaler Kommunikation im Bereich Medizin – sei es medizinische Übersetzungen oder das Dolmetschen bei medizinischen Kongressen. Auch bei Themen wie medizinischem Cannabis sind unsere Übersetzer geschult. Hierzu beraten wir Sie gerne persönlich.