Das Thema und die Verwendung politisch korrekter Sprache scheint aktueller denn je. Grund dafür ist unter anderem ein gesellschaftlicher Wandel, eine Sensibilisierung gegenüber bestimmten Themen und dadurch auch eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Sprachgebrauch.
Waren Schokoküsse in der jüngsten Vergangenheit noch überall als „Mohrenköpfe“ oder „Negerküsse“ bekannt, werden diese Begriffe aufgrund ihrer rassistischen Konnotation heute vermieden.
Ein weiterer Grund, warum politisch korrekte Sprache gegenwärtig besonders stark im Zentrum öffentlicher Aufmerksamkeit steht, sind die sozialen Medien. Als kollektives Sprachrohr der Bevölkerung ergießen sich in den Sozialen Medien regelmäßig sogenannte „Shitstorms“ über Unternehmen oder Einzelpersonen, die bewusst oder unbewusst sprachlich danebengegriffen haben.
Dies zeigt auch den gesellschaftlichen Wandel. War die Diskriminierung aufgrund von Herkunft oder Geschlecht lange salonfähig, findet hier ein Umbruch statt, der sich auch im Umgang mit Sprache widerspiegeln soll.
Mehr zum Thema politisch korrekte Sprache und in welchen Berufsgruppen sie eine besondere Rolle spielt, lesen Sie hier.
Was ist politische Korrektheit (PC) in der Sprache?
Politisch korrekter Sprachgebrauch, was heißt das eigentlich? Was ist übertrieben? Was ist angemessen? Eine durchaus umstrittene Frage, die immer wieder neu für Diskussionsstoff sorgt. Dinge, die in der Vergangenheit zum alltäglichen Sprachgebrauch gehörten, rufen heute Stürme der Entrüstung hervor. Oder ursprünglich neutrale Begriffe erhalten später durch die gesellschaftliche Entwicklung eine negative Konnotation und ihr Gebrauch damit auch eine andere Bedeutung.
Der Duden definiert „Political Correctness“ (PC) als
„Einstellung, die alle Ausdrucksweisen und Handlungen ablehnt, durch die jemand aufgrund seiner ethnischen Herkunft, seines Geschlechts, seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht, seiner körperlichen oder geistigen Behinderung oder sexuellen Neigung diskriminiert wird“
(Quelle: Duden, Stichwort Political Correctness)
Diskriminierende Sprache, Beispiele gibt es hier unzählige, wie „Zigeuner“, „Schlitzauge“, „Schwuchtel“ oder „Neger“. Auch Behinderte ist nicht politisch korrekt. Die politisch korrekte Bezeichnung für Behinderte, ist Menschen mit Behinderung.
Kurzum die Liste von allem was nicht politisch korrekt ist und der ausführlichen Behandlung dieses Themas widmen sich ganze Bücher wie „Eine Frage der Moral, warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ oder „Das politisch korrekte Wörterbuch 2.0“.
Bei Schimpfwörtern ist eine Beleidigung oft Teil der Wortbedeutung, wie zum Beispiel bei Idiot oder Arschloch. Aber nicht allen Wörtern, die heute beleidigend oder diskriminierend sind, haben eine beleidigende Bedeutung inhärent. Das heißt, das Wort selbst hat nicht bereits eine Beleidigung als Teil der Wortbedeutung, sondern wird erst dadurch beleidigend, weil es einer Gruppe zugeschrieben wird über die negative Stereotype in einer Sprachgemeinschaft existieren. Beispielsweise ist das Wort Neger den spanischen, französischen und lateinischen Wörtern für „schwarz“ entlehnt. Das Wort ist jedoch stark diskriminierend.
Wie und warum hat Political Correctness die Sprache verändert?
Bei „Political Correctness“ geht es oft um die Frage wo beginnt Diskriminierung und was darf man noch sagen? Sind Blondinenwitze noch ok, aber beim Thema Rassismus hört der Spaß auf? Bei diesen Fragen scheiden sich die Geister.
Während die einen argumentieren, wie wichtig Political Correctness ist, gibt es ebenso jene, die von Sprachpolizei sprechen, es als „Meinungsdiktatur“ empfinden und sich in ihrer Redefreiheit eingeschränkt fühlen.
PC beschneidet jedoch nicht die Meinungsfreiheit, sondern soll dafür sorgen, dass Diskussionen oder Unterhaltungen frei von Diskriminierung geführt werden.
PC spiegelt sozusagen die Entwicklung unserer Gesellschaft wider. Unsere Gesellschaft wird immer vielfältiger und viele Begriffe wie „Schwuchtel“, „Neger“ oder „Weib“ sind Begriffe einer Gesellschaft, die Unterschiede nicht respektiert, sondern auf Basis dieser diskriminiert.
Bei der PC geht es also um weit mehr als die Änderung unseres Sprachgebrauchs, es geht auch um unser sich änderndes Weltbild. Mit der Änderung der Sprache sollte daher auch eine entsprechende Veränderung des Verhaltens einhergehen.
Politisch korrekte Sprache, Beispiele:
Hier einige Beispiele von Wörtern, die noch in jüngster Vergangenheit benutzt wurden, heute aber nicht mehr als politisch korrekt gelten.
Politisch inkorrekt | Politisch korrekt |
Asylant | Geflüchteter |
Eskimo | Inuit |
Neger (stark diskriminierend) Farbiger (in der Kolonialzeit verwendeter Begriff) | Afrodeutscher; Ist Schwarzer politisch korrekt? Dies ist aktuell umstritten. |
Zigeuner | Sinti und Roma |
Behinderte Invalide | Menschen mit Behinderung |
Indianer | Indigene Völker |
Weib | Frau |
Fräulein | Fräulein für eine unverheiratete Frau oder Weib, passen nicht mehr ins moderne Frauenbild und werden heute nicht mehr verwendet |
Viele der abwertenden politisch inkorrekten Begriffe werden häufig verwendet, um jemanden zu beleidigen, der kein Teil der bezeichneten Gruppe ist. Zum Beispiel richten sich Wörter oder Begriffe, wie „du Spasti“, oft nicht an Menschen mit Behinderung. „Du wirfst wie ein Mädchen“ wird sich vermutlich auch kein Mädchen anhören, sondern ein Junge der schlecht wirft.
Auch auf den ersten Blick neutrale Sprache kann in Kombination mit bestimmten Bildern diskriminierend sein und als politisch nicht korrekt wahrgenommen werden. Diese Erfahrung musste beispielsweise der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) machen. Seit der Euro-Umstellung heißt das Ticket für Schüler Schoko-Ticket, soweit so gut. Als der VRR jedoch Werbung für das Schoko-Ticket mit einem schwarzen Kind machte, hagelte es Rassismusvorwürfe von allen Seiten.
Gendergerechte Sprache
Wann und wie gendergerechte Sprache genutzt wird, wird immer noch heiß diskutiert.
Mögliche Darstellungsformen gibt es unterschiedliche Varianten:
UnternehmerInnen (I wird großgeschrieben)
Unternehmer_innen (Unterstrich)
Unternehmer*innen (Gendersternchen um auch nicht-binäre Menschen mit einzubeziehen)
Während gendergerechte Sprache, zum Beispiel bei Jobanzeigen, meist gang und gäbe ist, hat sie sich in der Welt der Literatur noch nicht durchgesetzt. So argumentieren viele, dass es in einem Roman den Lesefluss stört.
Wie gehen Übersetzer mit Political Correctness um?
Bestimmte Berufsgruppen, die mit Sprache arbeiten wie Übersetzer, Werbetreibende oder Journalisten sehen sich in ihrem Berufsalltag häufiger mit dem Thema Sprache und Diskriminierung konfrontiert. Was dies zum Beispiel konkret für den Berufsalltag heißt und welche Entscheidungen bezüglich des Verwendens oder auch nicht verwenden politisch korrekter Sprache getroffen werden müssen, erklären wir für den Beruf des Übersetzers.
Interkulturelle Kompetenz ist für einen guten Übersetzer unverzichtbar. Er ist schließlich nicht nur Sprachmittler, sondern auch Mittler zwischen Kulturen und das funktioniert nur, wenn er sich auch in den Kulturen der von ihm übersetzten Sprachen auskennt.
Er muss die gesellschaftlichen Meinungen kennen und wissen, welche Wörter mit welcher Konnotation verwendet werden. So mag ein Wort in einer Sprache durchaus gängig sein, während die Benutzung desselben Wortes in einer anderen Sprache aufgrund des kulturellen und historischen Hintergrundes eher schwierig ist.
So sind beispielsweise die Wörter „Führer“ und „Rasse“ in Deutschland aufgrund ihrer Geschichte sehr negativ behaftet. Während man im Englischen problemlos von einem „great leader“ sprechen kann, würde man im Deutschen eher auf andere Worte ausweichen. Je nach Kontext zum Beispiel ein toller Chef oder eine Führungspersönlichkeit.
Neuübersetzung von Klassikern
Nicht nur bei der Übersetzung aktueller Texte ist Fingerspitzengefühl gefragt, sondern auch bei der Neuübersetzung von Klassikern. Hier wird sich der Übersetzer immer wieder mit der Frage konfrontiert sehen „wie Begriffe übersetzen, die heutzutage als diskriminierend oder beleidigend gelten?“
Um Diskriminierung durch Sprache zu vermeiden, wurde beispielsweise in der Neuübersetzung von Pippi Langstrumpf der „Negerkönig“ zum „Südseekönig“.
Grundsätzlich gilt beim Übersetzen kritischer Begriffe, das sich der Übersetzer fragen muss, wurde dieser Begriff ganz bewusst, zum Beispiel als Beleidigung gewählt, oder wurde er unbewusst gewählt.
Bei unbewusster Verwendung würde der Übersetzer den politisch korrekten Begriff auf Deutsch verwenden. Wurde der Begriff jedoch bewusst gewählt, ist die Entscheidung schwieriger. Würde man das Wort politisch korrekt übersetzen, könnte dies die Aussage des Originaltextes verändern. Hier muss der Übersetzer abwägen, inwieweit eine politisch korrekte Übersetzung gegenläufig zur Intention des Autors ist und welche Wortwahl er der Leserschaft zumuten möchte oder nicht.
Die Herausforderung bei der Übersetzung liegt also stets darin, die Aussage des Originaltextes nicht zu verfälschen und dennoch den richtigen Ton zu treffen.
Als Sprachdienstleister wissen wir bei EHLION wie wichtig interkulturelle Kompetenz ist und legen nicht nur bei unseren qualifizierten Übersetzern und Dolmetschern Wert darauf, sondern bieten ebenfalls interkulturelle Trainings an. Egal ob ihr Unternehmen selbst sehr interkulturell ist oder sie internationale Geschäftsbeziehungen pflegen, ein interkulturelles Training kann die Zusammenarbeit verbessern oder sie gezielt auf wichtige Termine im Ausland vorbereiten. Unsere Coaches sind bestens mit dem Land, seinen Menschen und ihrer Kultur vertraut.
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Fazit – Die Veränderung im Sprachgebrauch als Spiegel der Gesellschaft
Mit der Gesellschaft verändert sich auch Ihre Sprache. War früher die Diskriminierung bestimmter Gruppen geradezu salonfähig, wurden die Stimmen nach Gleichberechtigung und Gleichbehandlung immer lauter und mit Ihnen gewann auch die politisch korrekte Sprache an Relevanz.
Mit der Gesellschaft wird sich auch weiterhin die Sprache verändern und was als politisch korrekt angesehen wird und was nicht. Denn wie bereits erwähnt, haben viele politisch inkorrekte Wörter keine inhärent beleidigende Bedeutung, die Art und Weise, wie eine Gesellschaft diese Begriffe gebraucht und was sie damit assoziiert, kann dazu führen, dass Begriffe beleidigend oder diskriminierend werden.
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